Sonntag, 10. August 2014

Der Grossvenediger- eine grandiose Hochtour, die nicht zu unterschätzen ist

am Gipfel des Grossvenedigers August 2014
Strahlendblauer Himmel, rechts geht es steil bergab im Schnee, links ebenso und nach fünf Meter bricht der Schneehang senkrecht über die Felsen ab. Wir stehen auf schmalem Grat auf 3600 Meter Höhe zwischen Vorgipfel und dem Grossvenedigerhauptgipfel. Die Sicht ist atemberaubend in alle Richtungen- zurück ins Dorfertal, aus dem wir aufgestiegen sind, ins Gschlößlbachtal mit dem Grossglockner dahinter und dem Obersulzbachtal mit der Kürsinger Hütte.

Eigentlich war alles ganz anders geplant, 
doch die starken Regenfälle der vergangenen Tage verursachten so starke Überschwemmungen und Murenabgänge, dass unser Vorhaben, aus Neukirchen mit dem MTB ins Obersulzbachtal hochzufahren, nicht aufging. Die Kürsinger Hütte meldete, dass die Aufstiegswege unpassierbar seien. Weitere Regenfälle wurden gemeldet- Die Tour absagen?
Wir reagierten schnell und entschlossen uns, von Süden übers Virgental aufzusteigen. Doch Thomas winkte am Telefon ab, er sei schon zweimal über diese Seite aufgestiegen, war wenig begeistert vom Defreggerhaus und geschätzten 150 Menschen, die sich am frühen Morgen wie ein Lindwurm zum Gipfel reihten. Gleichzeitig warnte er uns vor den Spalten, bei einer Skitour am Grossvenediger sei vor paar Jahren ein Kamerad genau über einer Gletscherspalte abgeschwungen und unvermittelt eingebrochen. Wie durch ein Wunder konnte er gesichert und  später, als die anderen Bergkameraden wieder zu der Stelle zurück geeilt waren, geborgen werden.
Serpentin-Steinbruch im Dorfertal
So reisten wir also nur zu viert über das Felbertauerntunnel nach Hinterbichl an. Die kostenpflichtigen Parkplätze am Beginn des Dorfertals sind gut beschildert und erlauben es den Bergsteigern von 1450 Meter Höhe zu starten. Wer den Aufstieg zur Johannishütte scheut, kann das Hüttentaxi nehmen und sich so zwei Stunden ersparen. Die Anderen wandern entlang der Markierung 914 auf meist schönem Weg nach oben, nur manchmal geht man auf der Fahrstrasse. Man passiert den Serpentin- Steinbruch und  das Gumbachkreuz, um alsbald an der empfehlenswerten Johannishütte anzukommen. Nur kurz stärkten wir uns mit einer Suppe an der neu hergerichteten Hütte und setzten bald unseren Aufstieg fort. Das Defreggerhaus ist an diesem Tag unser Ziel und der Steig windet sich abwechslungsreich einem Bergrücken entlang nach oben.
zum Defreggerhaus

Wäre das Wetter besser gewesen, hätte man  schöne Ausblicke gehabt, doch so konnte man nur die Gletscherzungen der Eisflächen rundrum erkennen.
Nach weiteren zwei Stunden erreichten wir erschöpft das Tagesziel: Das Defreggerhaus auf 2965 Meter Höhe.
Es ist eine einfache Hütte mit gutem Essen und die Zimmerlager waren in Ordnung. Es gibt keine Duschen, nur Waschbecken, was ich aber für diese Höhe als normal erachte.

Anderntags brachen wir gegen 6.30 Uhr auf, um auf dem Felsrücken, auf dem die Hütte steht, weitere 20 Minuten anzusteigen. Die Wegfindung erfordert Aufmerksamkeit, einige Spuren führen zu anderen Routen. Der obere Einstieg zum Gletscher ist zügig erreicht und in Gletscherausrüstung betraten wir den Inneren Mullwitzkees.
am Einstieg, links Hohes Aderl, rechts Rainerhorn


Die ausgetretene Spur war gut zu erkennen und man steigt mit vielen anderen Bergsteigern zwischen die beiden Gipfel Hohes Aderl und Rainerhorn auf. Zuerst flach, dann in Serpentinen steil ins Rainertörl, weicht man einigen Spalten aus. In diesem Bereich gab es anscheinend schon viele Spaltenstürze, wie uns der Hüttenwirt Peter am Vorabend erklärte. Oben am Oberen Keesboden angekommen, zieht die Spur nochmal flach weiter um anschliessend steil Richtung Vorgipfel zu leiten.
vom Rainertörl zum Vorgipfel
Wie am Bild zu sehen ist, führt der Weg nach links ausholend auf den Grat zum Vorgipfel. Von rechts kommen auch die Spuren von der Neuen- Prager- Hütte und der Kürsinger- Hütte dazu. Bei Nebel stelle ich mir die Orientierung auf dieser konturlosen Schneefläche absolut schwierig vor.
Doch wir hatten Glück und so konnten wir bei gefrorenem Untergrund und makellosem Wetter den immer steiler werdenden Vorgipfel angehen. Die Trittspur wird schmäler und es wird eng bei Gegenverkehr am Grat.
der schmale Grat am Vorgipfel  mit gefährlichem Übergang zum Hauptgipfel
In gemütlichen drei Stunden sind wir also kurz vorm Ziel und muntern einander auf, sehr vorsichtig am Übergang zum Hauptgipfel zu sein. Doch die Steigeisen greifen gut und so erreichen wir sicher den ehemaligen Gipfel. Zum neuen Gipfel sind noch 10 Meter, aber wir müssen erst warten, bis die Gruppe vor uns Ihre Fotos gemacht hat. Der alte Gipfelkreuzstandpunkt schmolz vor ein paar Jahren ab und das Kreuz wurde an einer niedrigeren Felsstelle errichtet. Doch im Windschatten des Kreuzes wuchs ein Eispilz empor, der heute der höchste Punkt ist- so baut man sich seine Gipfel selbst.
Blick über die Venedigerscharte zum Grossglockner
Nicht allzulange genossen wir die Aussicht weit in die Dolomiten hinein, auf Grossglockner, Dreiherrenspitze und und, und machten Platz für die nachdrängenden Seilschaften. Der Abstieg erfolgte auf dem Anstiegsweg,  die Sonne weichte den Schnee auf und es wurde anstrengender für uns. Nach zwei Stunden waren wir zurück am Anseilplatz und freuten uns wie die Könige auf der "weltalten Majestät" ohne Spaltensturz gestanden zu haben.

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