Montag, 5. August 2013

Kreuz und Quer im Lagorai: unsere Auslegung des Friedenswegs

Forcella Sadole, Lagorai
Da der Friedensweg im Abschnitt nach den Hochflächen der 7 Gemeinden nur im  Tal, am Fuße des Lagorai, verläuft, entschieden wir uns, uns an dem höherverlaufenden Kammweg, dem Translagorai, zu gehen. Letztes Jahr waren wir schon in dieser Gegend unterwegs und sahen Teile des Sentiero della Pace, der unspektakulär unten im Val Camelle verläuft, zum Passo Cinque Croce ansteigt und wieder ins Vanoi absteigt. Dort kann man noch berichten, dass das Rifugio Carlettini wiedereröffnet hat, in Dumlers Wanderführer wurde es als geschlossen beschrieben.
Im Internet bekam man wenig Informationen über den Weg durchs Lagorai. Einsam und wenig begangen schien er zu sein- das hat sich im Nachhinein bestätigt!
In Ralf Gantzhorns Buch Hüttentrekking Ostalpen fand ich eine brauchbare Grundlage für unsere Tour, er stellt die teils sehr langen Etappen vor, die wir aber abgewandelt haben, um den schwierigen und überlangen Abschnitten aus dem Weg zu gehen.
So starteten wir im Fersental,

dass leicht von Trento aus zu erreichen ist. Am Talschluss, in Palu del Fersina, schulterten wir die schweren Rucksäcke, die mit kompletter Übernachtungsausrüstung gepackt waren. Der Weg 314 schlängelt sich anfangs noch durch die letzten Weiler, um später durch herrliche Wälder Richtung Passo di Cagnon zu führen.
Passo di Cagnon
 Am Pass machten wir den Fehler, uns auf die Schilder zu verlassen und statt einfach geradeaus abwärts zu gehen, folgten wir dem Schild Richtung Passo Cadin, was uns einen Umweg über den Passo Val Mattio bescherte. Dabei kamen wir zwar an alten Stellungsresten vorbei, es kostete uns aber mindestens eine Stunde.
Endlich am Weg 461, querten wir auf halber Höhe am Hang auf einem abwechslungsreichen Weg. Es begann zu dämmern und wir schlugen unser Nachtlager auf.
Anderntags folgten wir dann dem Weg 310, vom Passo Cadin über flache Wegstücke im Auf und Ab, ebenso steile Abhänge querend, im niederen Latschenbewuchs. Kurz vorm Biwak Mangheneti stießen wir auf 2 schwere Stellen: Die eine ist mit einem Drahtseil gesichert, die andere nicht. Der Hang ist felsig und man muss trittsicher von Felsleiste zu Felsleiste treten. Verfehlt man diese würde man unweigerlich in steilste Latschenhänge fallen- keine schöne Aussicht!
Anschließend kommt man am Biwak an, eine kleine Hütte neben der größeren der A.N.A., der Alpini- Organisation. Beide waren offen und wir waren bald froh darum- dazu später.
bivacco A.N.A. Mangheneti

Noch bei schönem Wetter gingen wir weiter Richtung Manghen- Pass, ein ständiges Auf und Ab durch Alpenrosen und hohem Grasbewuchs. Kein Hügel wurde ausgelassen, als wollten uns die Wegebauer "ärgern". Das Wetter wurde schlechter und schlechter und so fragten wir ob wir auf der Manghen- Hütte nächtigen können. Der Wirt verneinte und so blieb uns nichts als zurück zum Biwak zu gehen, was ca.40 min dauerte.
Wir hörten den Alpenvereinswetterbericht ab und plötzlich sprach dieser von einem Wettersturz und vom Durchzug einer Kaltfront!

Bei 6 Grad, orkanartigen Böen und Starkregen genossen wir den Ofen im Biwak. Das Blechdach ächzte und knarrte wie ein altes Segelschiff im Sturm. Nach einer nahezu schlaflosen Nacht wanderten wir vom benachbarten Passo Cadino nach Norden über die Malga Cadinello alta, um am Lago delle Buse wieder auf den Weg 322 zu treffen. Dieser Weg war komplett ein im 1. Weltkrieg angelegter Nachschubweg. Diese zeichnen sich durch gleichmäßige Steilheit und einer Breite von ca. 2m aus. Also bequem zu gehen! Wir wanderten weiter nach Osten an mehreren kleinen Bergen entlang. Tolle Ausblicke in die Ferne, ebenso wie liebliche Hochgebirgslandschaft am Weg.
Lago delle Buse
Unschwierig gelangt man so zum Lago di Montalon, einer der vielen schönen Gebirgsseen hier in der Gebirgskette. Weiter auf dem Pfad 322 erreichten wir bald die Forcella di Val Sorda. Kurz zuvor war der Steig anspruchsvoller geworden, denn er lief durch großes Blockwerk.
Sentiero 322 am Montalon


An besagter Forcella entschieden wir uns, um den schwierigsten Stellen des Translagorai aus dem Weg zu gehen, nach Osten dem Sentiero 318 zu folgen. In leichtem Gelände führt er abwärts an mehreren Seen vorbei um später sanft zum Passo Val Cion anzusteigen. Dort eröffnen sich Einem wunderbare Blicke auf die Cima d` Asta. Wir gingen ein bißchen weiter in Richtung Passo Cinque Croci und nächtigten dort.


Forcella di Val Sorda
Am folgenden Tag wendeten wir, gingen  an der Malga Val Cion vorbei und nahmen den Weg 301 zum Passo Sadole. Dieser verläuft einsam und verlassen an mehreren Almen vorbei, ist sehr abwechslungsreich und taucht  tief in die Vegetation ein. Mal sumpfartig, mal Bäche überquerend, mal im Blockgestein und mal schmal am Hang in Erlensträuchern. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir am Passo Sadole an.
Passo Sadole von Süden
Hier am Fuße des Cauriol, gibt es wieder einiges aus den Kriegszeiten zu sehen und auch die Besteigung des Gipfels wird in den einschlägigen Büchern empfohlen, da dort viele Kampfhandlungen stattfanden.
Wir aber waren erschöpft und wendeten uns nach Norden, um zur Cauriol- Hütte zu gelangen. Eine gute Stunde geht es auf einem breiten Weg bergab, bis man zur Hütte kommt. Dort waren auch einige, vor allem italienische, Urlauber. Man kann auf der Hütte gut Essen und in einem Dachraum etwas beengt übernachten.
Tags darauf folgten wir wieder dem Translagorai- Weg und stiegen steil hinter der Hütte an. 349 ist die Bezeichnung des Steigs. In Serpentinen schraubten wir uns nach oben und staunten über die kühne Weganlage. Schwierigkeiten machten zum Teil die zugewachsenen Teilstücke und erst als man an die Vegetationsgrenze stieß, legte sich die Steilheit zurück und die anstrengende Steigerei wurde einfacher. Weiter ging es über Gletscherschliff und künstliche Weganlagen.
Sentiero 349, nähe Cadinon
Den Cadinongipfel bestiegen wir sozusagen im Vorübergehen und zeigte herrliche Ausblicke in die gesamte Dolomitenregion und unbekannte Schneegipfel im Westen und Norden. Wieder am Pfad ging es hinunter am Biwak Coldose vorbei zum malerischsten See, den ich je gesehen habe: den Lago delle Trote.
Lago della Trote
Wir genossen ein Bad im kühlen Nass und machten uns an den Abstieg auf dem Weg 339 am Lago Moregno vorbei zur Malga Valmaggiore. Unsere Zeit in den Bergen neigte sich zu Ende und wir stiegen immer tiefer in die Zivilisation ab. Um noch Abschied von den Bergen nehmen zu können, verbrachten wir die letzten Stunden an einer kleinen Hütte namens Bait dele Fontane, westlich des Valmaggiore auf 1350 M Höhe.
  
Anderntags wurden wir in Predazzo abgeholt.
Abschließend will ich sagen, dass es es absolut lohnend ist durch das Lagorai zu wandern, es dort wunderschöne Natur gibt und es wichtig ist sich eine gute Karte zu besorgen, die die wichtigen Wasserquellen anzeigt. Den Translagorai in Gänze im Gipfelbereich zu gehen sehe ich als schwierig an und viele Interneteinträge beschreiben abgewandelte Routen, wie wir sie gemacht haben. Trotzdem für mich ein Abenteuer, das einem in Erinnerung bleibt!

1 Kommentar:

  1. Herzlichen Dank für diese wunderbare Dokumentation!!
    Die Anregungen sind für mich sehr wichtig, da ich jetzt im September auf dem Pfad bin!!

    Alles Gute weiterhin und noch viele schöne Touren!!
    LG KH Kohl

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